Was ist VSME? Der neue Standard für Nachhaltigkeitsreporting im Mittelstand

Die Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung steigen, und viele Unternehmen aus dem Mittelstand fragen sich zu Recht: Was ist VSME und betrifft uns das überhaupt?
In diesem Beitrag geben wir einen Überblick darüber, was hinter dem Begriff steckt, warum VSME gerade für mittelständische Unternehmen und ihre finanzierenden Banken in Österreich und Zentraleuropa so relevant wird und welche Entwicklungen auf nationaler und europäischer Ebene dazu beitragen.
Was ist VSME? Kurz erklärt
VSME steht für "Voluntary Sustainability reporting Standard for small and medium sized Enterprises" und ist ein von EFRAG entwickelter Berichtsstandard, der speziell auf die Bedürfnisse kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) zugeschnitten ist. Er ist freiwillig, modular aufgebaut und zielt darauf ab, Berichtsanforderungen praktikabel und kosteneffizient zu gestalten.
Die VSME-Initiative entstand im Kontext der EU-Nachhaltigkeitsberichtsrichtlinie (CSRD) und der damit verbundenen ESRS-Standards. Sie verfolgt das Ziel, „SMEs nicht mit unkoordinierten Fragebögen zu überlasten, sondern Nachhaltigkeitsherausforderungen und Entwicklungsbedarfe systematisch anzugehen“¹.
Für wen ist VSME gedacht?
Was ist VSME in Bezug auf Zielgruppen? Laut EFRAG ist VSME vor allem für Unternehmen mit weniger als 250 Mitarbeitenden gedacht, kann aber auch von größeren mittelständischen Unternehmen genutzt werden. Gerade Unternehmen mit einem Jahresumsatz zwischen 30 und 500 Millionen Euro profitieren davon, da sie zunehmend von Banken, Investoren oder Kunden ESG-Informationen abliefern müssen, aber nicht der CSRD unterliegen.
Warum Banken sich für VSME interessieren
Banken stehen vor der Herausforderung, Nachhaltigkeitsrisiken ihrer Kreditportfolios transparent zu machen. Die Integration von ESG-Risiken in ICAAP und ILAAP-Prozesse wird von Aufsichtsbehörden zunehmend gefordert². Was ist VSME aus Banksicht? Ein praktikabler Standard zur systematischen ESG-Datenerhebung ihrer Firmenkunden. Das hilft bei der Risikoanalyse, reduziert Informationsasymmetrien und unterstützt eine vorausschauende Kreditvergabe.
Was ist VSME im Lichte aktueller EU-Entwicklungen?
Die EU-Kommission hat im Zuge des sogenannten Omnibus-Pakets angekündigt, die Berichtsanforderungen der ESRS deutlich zu vereinfachen. Das betrifft insbesondere kleine Unternehmen. „Das Ziel ist eine Reduktion der Datenpunkte um 66 Prozent und eine klarere Trennung zwischen verpflichtenden und freiwilligen Angaben“³. VSME ist integraler Bestandteil dieser Vereinfachungsagenda und kann als Antwort auf die Kritik an der "ESRS-Komplexität" verstanden werden.
Chancen & Herausforderungen
Chancen:
Strukturierter Einstieg ins Nachhaltigkeitsreporting
Verbesserung der Finanzierungsbedingungen durch transparente ESG-Informationen
Risikomanagement und strategische Positionierung im Markt
Herausforderungen:
Ressourcenaufwand für Erstdurchläufe
Bedarf an externer Beratung und Begleitung
Interne Datenverfügbarkeit und Zuständigkeiten
Fazit: Was ist VSME? Ein Werkzeug für pragmatische und wirksame Nachhaltigkeitskommunikation
Für viele Mittelständler und deren Finanzierer ist VSME mehr als nur ein neuer Berichtsstandard: Es ist ein pragmatisches Werkzeug zur systematischen ESG-Integration, das hilft, den Überblick zu behalten, regulatorische Trends vorzubereiten und Wettbewerbsvorteile zu sichern.
Wer jetzt versteht, was VSME ist und sich frühzeitig damit auseinandersetzt, kann nicht nur regulatorische Risiken mindern, sondern sich auch strategisch besser am Markt positionieren.
Fußnoten:
EFRAG, "VSME in Action", April 2025
Maul, Lorentz: "ESG-Risiken im Fokus von ICAAP und ILAAP", 2025
EFRAG, "Draft Amended ESRS Exposure Draft", Juli 2025